So ganz ablegen wird Caorle das Image des Badeparadieses für Wiener Hausmeister wahrscheinlich noch lange nicht. Aber so wie Mallorca immer mit Ballermann und Putzfraueninsel in Verbindung gebracht wird, obwohl beides zwar präsent, aber schon lange nicht mehr typisch ist, so hat sich auch Caorle stark gewandelt.
Caorle, Centro Storico
Caorle, Lungomare Venezia, Spiaggia di Ponente
Caorle, Lungomare Venezia
Es ist zwar immer noch ein Touristenort, mit hohem Fremdenanteil, aber vieles hat sich verändert. Die Stadt wirbt zu Recht mit der "bandiera blu", dem Ökolabel der Blauen Flagge, sie ist besucherfreundlich, mit vielen Sitzbänken (aus Holz, das heißt, auch zu kühleren Jahreszeit benutzbar) und vorbildlich ausgerüsteten Strandtoiletten. Wer das typisch italienische Strandleben sucht, findet es im nahen Porto Santa Margherita, nur eine kurze Fährfahrt über die Livenza entfernt.
Caorle, Fähre nach Porto Santa Margherita im Südwesten
Die Bezeichnung Klein - Venedig hat für das frühere Caorle gegolten, die meisten Kanäle im Stadtzentrum sind (im Gegensatz zu Chioggia, das diesen Ausdruck wirklich verdient) längst aufgefüllt, lediglich der Fischerhafen mitten in der Stadt zeigt, dass es noch Kanäle im Norden gibt. Ebenfalls existiert noch die Lagune di Caorle, zu der man nur mit dem Boot hinkommt, übrigens ein interessanter Ausflug, wenn man sich nicht nur am Strand grillen lassen möchte.
Caorle, Spiaggia di Levante
Caorle, Spiaggia di Levante
Caorle, Madonna del'Angelo
Caorle, Madonna del'Angelo
Caorle, Lungomare Petronia
Caorle verfügt über zwei Strände, im Osten die extrem flache Spiaggia di Levante, im Westen die Spiagga di Ponente, etwas weniger flach, aber immer noch gut für Kinder geeignet. Beide Strände kann man auf schönen Strandpromenaden (Lungomare) abgehen. Ein Abschnitt in der Mitte ist der Kunst gewidmet, an der Lungomare Petronia hat man die Strandbefestigung in Skulpturen umgewandelt, eine schöne Sache und nette Abwechslung für die Urlauber, die nebenbei auch dafür sorgt, dass die Leute nicht auf den gefährlichen Steinen herumklettern.
Caorle, Hafen
Caorle, Hafen
Caorle hat eine Busverbindung nach Venedig, ebenso kann man mit dem Schiff Tagesausflüge dorthin machen. Venedig ist aber weit, man ist lange unterwegs, die Schiffsreise ist nur bei gutem Wetter empfehlenswert, es kann kräftig schaukeln und sie ist auch nicht billig. Auch mit dem Auto ist man mindestens eine Stunde nach Venedig unterwegs. Die billigste Art nach Venedig zu kommen ist nach Punta Sabbioni zu fahren, dort das Auto zu parken und mit der Fähre zur Serenissima überzusetzen. Kurz gesagt, als Ausgangspunkt um Venedig zu erkunden, eignet sich keiner der Orte an der Küste, lediglich der Lido und Mestre sind nahe genug.
Caorle, Hotel Negretto
Caorle, Souvenirs und Zeitschriften
Caorle, ein Ort mit langer Geschichte, ist - im Gegensatz zu Porto Santa Margherita - auch im Winter bewohnt, die Hotels haben aber fast alle von Oktober bis Ostern geschlossen. Die deutschsprechenden Touristen haben oft einen steirischen Akzent, die Gösser Bräu Schilder zeigen, dass vor allem die Steirer gerne den kurzen Weg in den Süden nach Caorle machen. Gut italienisch essen kann man u.a. im Ristorante - Pizzeria "Da Dino", Campo dei Consoli / Via Roma.
Caorle, typisch venezianischer Brunnen
Caorle, Gelateria Europa
Die Wiener Hausmeister findet man heute wahrscheinlich eher in der Türkei, Korsika oder Tunesien, wenn das "Travnicek" (vulgo Qualtinger) noch erlebt hätte! Bedingt durch die Billigflüge nach Venedig kommen auch wieder mehr ältere Deutsche an die Obere Adria, den Platz, der früher eines der ersten Ziele der Autoreise nach Italien war.
Caorle, Segelschule an der Spiaggia di Ponente
Caorle, die Drachen der Strandverkäufer
Caorle, die Preise für die Strandbenützung (2008)
Caorle, Strandkiosk
Caorle, Fußgängerzone
Caorle, die öffentliche Toilette bei der Kirche
Caorle, vorbildliche Strandtoiletten
Caorle, Strandkiosk Calligaro
Caorle, im Sommer eine Reise oder einen Ausflug wert
Die Anreise nach Caorle erfolgt meist mit dem eigenen Auto, bzw. einem Reisebus. Ich bin komfortabel und preiswert bis Venedig Marco Polo geflogen und wurde mit dem Auto abgeholt. Viele Hotels bieten einen ähnlichen Service an. Für den Transfer muss man mindestens ein Stunde einplanen!
Einige Bootsbesitzer lernen die Gegend zwischen der Po-Mündung südlich von Venedig und Grado mit der Fahrt durch Kanäle, etwas im Landesinneren gelegen, kennen. Ausgangspunkt für die meisten ist der Bootshafen von Chioggia, aber man kann auch an anderen Orten Hausboote, bei Bedarf auch mit Führer, mieten. Der Kanalweg nach Venedig, die IDROVIA VENETA, zwischen Isonzo und Po ist ein Überbleibsel des Militärs, das unbehelligt von den Kriegsschiffen im Meer schwere Waffen gen Süden transportieren wollte.
Caorle, Livenza Mündung, die Fischerboote kehren zurück
Wer sich dafür interessiert sollte sich das Buch Besser. Einfach von Wolfgang Böck und Günther Schatzdorfer (Gebundene Ausgabe - 27. März 2007) zu Gemüte führen. Abgesehen davon, dass die beiden gerne den Status eines Alkoholikers vorgeben und das Buch damit eher langatmig wird, ist es eine hilfreiche Quelle, die flache Gegend zwischen Alpen und Meer zu verstehen. Die Kochrezepte sind originell und auch der kulturelle Hintergrund ist gut erklärt.
Diese Gegend ist uraltes Grenzgebiet zwischen Römern und Slawen, später zwischen Papst und Byzanz, ebenso zwischen Venedig und Festland. Die beiden Autoren beschreiben es treffend als die Grenze zwischen Olivenöl und Schmalz. Interessant ist in jedem Fall die Rolle von Venedig, das historisch wahrscheinlich eher dem Osten zugeordnet werden muss, aber auch lange in den Westen ausgestrahlt hat. Bei der Bildung eines gemeinsamen Europas haben solche Gedanken wieder große Aktualität bekommen.
Wer die Bootsreise tatsächlich durchführen will, sollte sich das gut überlegen. Entweder es ist heiß, mit unzähligen Moskitos oder zu kalt, um dann, wenn man im Schlamm steckenbleibt, das Boot wieder frei zu machen. Letzen Endes fährt man doch nur durch viele Sümpfe. Ich persönlich würde nach der Lektüre des Buches andere Bootsstrecken in Europa vorziehen, z.B. die Kanäle in Frankreich.