Im Mai 2010 hat es wieder einmal geklappt. Ein Tag Venedig, diesmal von Punta Sabbioni mit der Fähre. Das Wetter war wechselhaft, nass , aber nicht so kalt wie an den Tagen zuvor. Ich wollte einige Dinge wieder einmal vor Ort sehen, z.B. die Fundamentrenovierung des Glockenturms am Markusplatz. Auf der Webcam, die ich oft anschaue, war nicht gut zu erkennen, worum es bei dieser Baustelle ging.
Gesehen habe ich vor Ort auch nicht viel, aber immerhin habe ich jetzt das gute Gefühl, dass der Campanile gerettet wird.
Nummer zwei auf meiner Wunschliste war eine Führung durch das Theater La Fenice. Ich habe es diesmal sofort gefunden, es war auch geöffnet, man konnte es sogar besuchen, aber dann war da das Symbol, dass mir als Fotografen den Zutritt so verwehrt, wie dem Teufel ein Weihwasserbecken: NO FOTO. OK, jetzt weiß ich wo es ist, auch wie groß es ist und auch dass es für eine Aufführung sehenswert ist, wie ein großes Plakat es zeigt.
Nummer drei auf meiner Wunschliste war der Standort des Gartens, der zu dem "Altersheim" der Mutter Brunetti (bis 2007 gespielt von Christel Peters) gehört. Ich habe ihn mit Google Earth vorgeortet und tatsächlich, er ist auf der Ostseite des Canal Grandes, zwischen Ca' Rezzonico und Accademia (lat 45°25'58.93"N, lon 12°19'41.32"E). Hier das Bild der beiden Palazzi, die man auf den Brunetti Filmen häufig im Hintergrund sieht:
Dann wollte ich sehen, was aus dem Molino Stucky geworden ist. Es gab kein Gerüst mehr zu sehen und tatsächlich, es ist jetzt das Hilton Molino Stucky Venice .
Gegenüber davon hat sich neben dem Hafen ein Studentenviertel etabliert und das wollte ich für einen preiswerten Lunch nutzen. Und auch hier eine positive Nachricht, in der Osteria da Codroma kann man tagsüber gut, einfach und preiswert, in original studentischer Atmosphäre italienisch essen. Ich habe mich gleich um 40 Jahre jünger gefühlt. Die Osteria (am Abend ist es ein teures Restaurant) liegt an der Fondamenta Briati, am Nordufer des Rio di Santa Margherita, etwa auf der Höhe von Calle Guardiani (lat 45°25'59.63"N, lon 12°19'12.50"E, Ponte del Soccorso). Venedig als junge Studentenstadt, das würde doch viel besser passen als die Vision von der sterbenden Lagunenstadt!
Beim Hinflug hatte ich die Chance, einmal den Stadtteil Dorsoduro fast total auf ein Foto zu bringen, mit der Parkinsel Tronchetto im Vordergund. Das Studentenviertel ist aber am rechten Bildrand abgeschnitten.
Ja, das war schon das Ende meiner Wunschliste. Die Preise sind wieder kräftig gestiegen, für einmal aufs Klo gehen, darf man jetzt schon 1,50 zahlen.
Renoviert wird weiterhin kräftig. Hier einige Eindrücke vom Dogenpalast. Besonders gelungen die neue Dekoration der Seufzerbrücke!
Und gefilmt wird natürlich auch. Fast denke ich, es wäre klüger, anstelle sich immer wieder auf ein Venedig Abenteuer einzulassen, doch einfach mehr Filme über Venedig zu sehen. Da ist alles so schön, und wenn es regnet wird man nicht nass.
Die Donna Leon Krimi Klassiker auf DVD
Mit Uwe Kockisch als Commissario Brunetti
Blutige Steine / Die dunkle Stunde der Serenissima
(2008)Feine Freunde / Das Gesetz der Lagune
(2006)Sanft entschlafen & Verschwiegene Kanäle
(2005)Acqua Alta / Venezianisches Finale
(2004)Mit Joachim Król als Commissario Brunetti
Vendetta / Venezianische Scharade
(2002)Nobiltà / In Sachen Signora Brunetti
(2002)Ich habe mir alle Sendungen mehrfach angesehen. Mein Liebling ist die Sekretärin Elettra Zorzi, in allen Filmen gespielt von Annett Renneberg. Diese perfekte Mitarbeiterin hätte ich mir auch gewünscht und ich sehe mir die Brunetti Filme vor allem wegen ihr an!
Wenn ich mir ein Brunetti Video gemeinsam mit meiner jüngeren Tochter genehmige, dann regt sie sich immer furchtbar über die Ehefrau auf, in allen neueren Verfilmungen gespielt von Julia Jäger, die fast gleich alt wie sie ist. So eine einfühlsame Frau gibt es nicht, meint sie, meine Tochter, die Psychotherapeutin und Krimi Expertin. Die beiden anderen Typen, die in den ARD Produktionen meist vorkommen, sind der etwas dümmliche und eitle Vorgesetzte Vice-Questore Patta (Michael Degen) und Brunettis bodenständiger Partner Sergente Lorenzo Vianello (mit dem Österreicher Karl Fischer).
Alle DVDs zeigen ein durchaus realistisches Venedig Bild. Sie sind als Doppelpack ausgesprochen preiswert, da zahlt man in Venedig für einen Cafe (mit Musik) oft mehr. Wie immer in Filmen, stimmen die Locations nicht ganz mit der Realität überein. Aber mir macht es Spass, dann die Drehorte der Realität zuzuordnen. Und je öfter man beide sieht, desto leichter wird es!
Ansonsten hat sich nicht viel geändert. Wer nicht aufs Geld achten muss, wird weiterhin Venedig besuchen. Man kann ja auf der aktuellen Hotelliste nachsehen, ob es preiswerte Angebote gibt. Aber Achtung, nur Hotels in der Innenstadt nehmen (im Umkreis von 3 km), sonst kommt immer noch die u.U. teure, unzuverlässige und lange Zufahrt dazu. Gerade im Norden, im Stadtteil Cannaregio gibt es oft Schnäppchen. Tagsüber war der Besucherandrang auch 2010 nach wie vor ausgesprochen hoch.
Am Flughafen habe ich wieder nach dem Meinungsbild der Mitflieger gefragt. Ich hatte viel Zeit dazu, weil wegen eines kurzen Streiks (das ist am Freitag in Italien so üblich) die Warteschlangen unendlich waren. Waren es das schlechte Wetter oder die gerade erst ausgestandenen Probleme mit der Sperrung des Luftraums durch die Vulkanasche, ich habe wenig Positives gehört, einige waren ausgesprochen genervt.
Die deutschen Touristen stört nach wie vor der Nepp, besonders die hohen Preise für die Liegestühle am Strand, das unzuverlässige öffentliche Verkehrsnetz (z.B. mit Ausfall von Bussen), so wie die miserablen und teuren Toiletten.
Aber ich will doch mit einem positiven Eindruck enden. Der Flug mit Air Berlin nach Stuttgart war wieder tadellos! Und die Fotoausbeute ist, wie immer in Venedig, unüberbietbar. Vielen Dank an meinen Bruder, der mich großzügig eingeladen hat und auch an meine Schwägerin, die mit ihrem Fototalent mich - öfters als sonst - verewigt hat!
www.euxus.de/venedig-update-2010.html