Chioggia 2006, das ideale Ziel für maritime Fans. Ein Reisebericht von Otto Buchegger mit vielen Fotos und praktischen Tipps

CHIOGGIA 2007

Es gibt unzählige Klein-Venedigs auf dieser Welt. Überall wo Häuser direkt am Wasser stehen oder es viele Brücken hat, sind die Menschen versucht einen Vergleich mit der Lagunenstadt anzustellen.

Typische Ansichten von Chioggia, erhältlich in allen Souvenirläden

Aber ein Ort verdient diese Bezeichnung wirklich, nämlich Chioggia im Süden der Lagune von Venedig. Ebenfalls würde ich Comacchio, noch viel weiter südlich, diesen Titel verleihen. Angeblich gegründet von Clodia (nach dem Trojanischen Krieg) hat Chioggia eine lange, mit Venedig stark verwobene Geschichte.

"Fußgängerzone" Corso del Popolo

Aber der Vergleich mit dem Vorbild zeigt auch, warum Venedig so einzigartig ist. Es ist vor allem der Verkehr, der den Unterschied macht. Chioggia, das ist Venedig mit Straßen, Autos, LKWs, Motorrädern und Fahrrädern.

Ponte Vigo in Chioggia

Für die Einwohner sind diese Umstände sicherlich segensreich, Schiff und Auto geben sich hier die Hand und machen das Leben einfacher und billiger. Aber die Touristen werden eher Probleme haben, dauerhaft dem Charm von Chioggia zu erliegen, etwas, was in Venedig fast selbstverständlich zu sein scheint. Venedig macht süchtig, Chioggia ist einen Umweg wert.

Chioggia, Stadt der Fischer

Chioggia wirbt mit dem Attribut Città D'Arte. Überstrahlt vom Glanz Venedigs scheint mir dies nicht angebracht zu sein. Chioggia, "Stadt der Fischer", das würde viel besser passen. Vielleicht auch Stadt des Radicchio Rosso (radicio de Ciosa), der roten Salatköpfe. Sicherlich, es gibt viele nette An- und Aussichten und einige sehenswerte Bauten in der Stadt, aber dies alles ist kein Vergleich zu den unzähligen Fischerbooten in den Kanälen und der Lagune.

Der Fischmarkt im Palazzo Granaio

Gioggia hat den größten Fischmarkt Italiens (Mercato Ittico) auf der Isola dei Cantierei zwischen Chioggia und Sottomarina. Aber für Touristen ist der kleine Fischmarkt (im kleinen Palazzo Granaio, neben dem wuchtigen Palazzo Comunale) viel wichtiger, weil sie ihn problemlos besuchen können und er eine außergewöhnliche Auswahl an Meeresprodukten bietet.

Andenkenladen am Corso del Popolo

Aber nicht alles ist in Venedig besser als in Chioggia. In Chioggia ist der Strand (Sottomarina) sehr viel näher, man kann sogar zu Fuß hingehen, das Wetter ist besser (es hat weniger Nebel), man hat kaum Probleme mit Nepp, es gibt durch die vielen Fischer immer was zu sehen und zu beobachten, es ist lebendiger und normaler.

Katze von der Isola dei Saloni auf Chioggia

Chioggia ist der ideale Ausgangspunkt für Charterbootfahrten in die Lagune oder für Fischereifahrten in die Adria. Hier kann man einfacher sein Auto abstellen oder einen Supermarkt besuchen.

Wer Chioggia als seinen Standpunkt wählt und Sehnsucht nach Venedig bekommt, kann nach einer längeren Fahrt, entweder mit Bus oder Boot oder beidem, dorthin kommen. Aber Venedig liegt nicht um die Ecke, es wird auf jeden Fall ein Tagesausflug werden, denn pro Fahrt sind mindestens über eine Stunde einzuplanen.

Instrumente im Nautic Look (passen auch gut fürs Wohnzimmer)

Chioggia ist der ideale Ort für Menschen mit maritimer Neigung, die so wie ich gerne in Bars sitzen und das italienische Leben lieben. Man kann gut Fisch essen, obwohl die Auswahl der Restaurants eher bescheiden ist. Kunstexperten werden eher enttäuscht sein, viele Bauten sind zwar alt, aber wenig spektakulär, wie auch der rießengroße Dom, der die ganze Stadt überragt. Italien hat hierzu bessere Konkurrenz. Fotomotive gibt es trotzdem genug.

Auch die Hunde von Chioggia können nicht lesen!

Was der Lido für Venedig, das ist Sottomarina für Chioggia. Für Sottomarina im Winter gibt es eine eigene Seite.

Hauptplatz und Hauptstraße zugleich ist der Corso del Popolo, der vom Dom im Westen bis zur Fähre nach Pellestrina im Osten reicht. Zur Hälfte ist er angeblich Fußgängerzone, die aber so viele Ausnahmen zulässt, dass er fast überall gleich stark von Verkehr geprägt ist.

Blick durch die Porta Garibaldi auf den Corso

Man kann ihn leicht in einer halben Stunde abgehen, er ist nur 830 m lang, aber man kann auch einen ganzen Tag dort verbringen. Kirchen, Bars, Restaurants, Läden, ein wunderschönes 4*Hotel am Ostende (Grande Italia), hier lässt es sich gut sein. Hier kann man diskussionsfreudige Italiener erleben, oder auch die neuesten Modelle von lautlosen Elektrofahrrädern studieren, die sehr beliebt sind und von denen die Stadt noch wesentlich mehr brauchen könnte.

Calle, kleine Gasse in Chioggia

Nach Norden zweigen viele kleine Gassen (Calle) ab, die zum Canale Lombardo führen, im Süden ist parallel zu Corso der malerische Canale Vena, das Hauptfotomotiv.

Die ganze Altstadt ist - im Gegensatz zu Venedig - sehr übersichtlich und einfach strukturiert. Verirren wird man sich hier kaum. Vieles erinnert stark an Venedig. Der venetianische Turm im Zentrum, Markuslöwen und auch die engen Gassen zeigen, dass man hier in Venetien ist.

Häuserschmuck in Chioggia

Einen schönen Überblick über die wichtigsten Denkmäler, inklusive Stadtplan der Altstadt, findet man hier.

Praktische Tipps

Der Expressbus 80 E aus Venezia P.le Roma hält etwas außerhalb der Altstadt im Westen, bevor er dann in einer großen Schleife zur Endhaltestelle Piazza Europa in Sottomarina weiterfährt. Es gibt einige lokale (gelbe) Busse, für den Ortsverkehr. Je nach Ziel wird man seine Linie erfragen müssen.

Piazzetta Vigo in Chioggia

Der nach dem Corso lebendigste Platz ist die Piazzetta Vigo direkt an der Anlegestelle der Fähren nach Pellestrina. Dort ist auch das Hotel Grande Italia, das ich mir für einen originellen Aufenthalt in Chioggia als optimal vorstelle. Leider habe ich darin noch nicht gewohnt.

Hotel Grande Italia in Chioggia, auf der Säule "El Gato de Ciosa", die "Katze von Chioggia", wie hier der Markuslöwe heißt

Der Mercato Ittico ist für Unbefugte nicht zugänglich. Der kleine Fischmarkt ist am Corso östlich des Rathauses (Palazzo Comunale), von dessen Balkon schon Garibaldi zu den Chioggiotti gesprochen hat.

Chiesa S.S. Trinita, dei "Rossi"

Die berühmte Chiesa dei "Rossi" war 2006 wegen Renovierung, die noch länger andauern wird, geschlossen. Wer deshalb nach Chioggia fahren will, sollte sich vorher informieren.

Hausboote zu vermieten

Hausboote und Fischereifahrten kann man auf der Isola dell Unione, der Verbindungsstraße nach Sottomarina, mieten, bzw. buchen. Das Venedig Ausflugsschiff hält auch an der Anlegestelle in Chioggia.

Fähre nach Pellestrina

Mit der Fähre nach Pellestrina und weiter mit dem Bus 11 ist man nach 1h 10 Minuten am Lido. Kosten 1 Euro der Bus plus 5 Euro die Fähre (2006).

Refugium Pecatorum (beim Dom)

Zwei sehenswerte Museen, wenn man etwas mehr Zeit hat: Das Diözesanmuseum (neben dem Dom) und das Museo civico della laguna veneta, auch nicht weit davon.

Historisches Schiff, "Bragosso", beim Lagunenmuseum

Bildergalerie

Die Fotos wurden von Otto Buchegger mit einer Digitalkamera Canon A710 IS im November 2006 aufgenommen. Den Platz dafür stellt die älteste Tübinger Internetfirma Heindl-Internet zur Verfügung.