Zu meinem 62. Geburtstag wollte ich es noch einmal wissen, wie leistungsfähig Senioren sein können und habe mir einen Wunsch erfüllt, der relativ preiswert war und dennoch sehr beeindruckend: Alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten Roms in einem Tag! Wir haben uns den 3. April 2006 dafür ausgesucht.
Die Voraussetzungen waren optimal, mein langjähriger Reisebegleiter und Sohn Philipp, ebenfalls ein Fotograf, hat mich begleitet. Das Wetter war sehr angenehm, sonnig aber nicht heiß. Rom war wegen des Todestages von Johannes Paul II voll, aber nicht überfüllt. Der Todestag war auch der Grund, dass viele der sonst kostenpflichtigen Sehenswürdigkeiten gratis zugänglich waren und es deshalb kaum Wartezeiten gab.
Wie üblich habe ich wieder German Wings für die Flugreise ausgesucht und es was wieder eine optimale Wahl. Da wir kein Gepäck abwarten mussten, sind wir im Flughafen Fiumicino sofort nach der Ankunft hoch in den zweiten Stock zu den "Treni" gegangen, haben dort für 19 Euro gleich beide Hin- und Rückfahrttickets für den Leonardo Express gelöst. Ich bin vor dem Einsteigen noch auf die Toilette gegangen, weil ich wusste, dass - völlig unverständlicherweise - dieser Erste Klasse Zug über keine Toiletten verfügt.
Philipp hat kein gutes Wort an diesem Zug und später dann auch übrigens an den Metro-Zügen gelassen. Sie fahren alle für uns extrem langsam, wir sind eben von den guten, deutschen öffentlichen Verkehrsmitteln doch sehr verwöhnt.
Aber wir sind gut am berühmten Bahnhof (Stazione) Termini angekommen und dann nach dem bekannt langen Fußmarsch durch den riesigen Bahnhof waren wir auch schnell im nahen Hotel Argentina, das sich für unseren kurzen Trip sehr bewährt hat. Wir hatten über HRS gebucht und ein prima, wie auch preiswertes Zimmer bekommen.
Rom in einem Tag zu besuchen ist nicht wirklich schwierig. Man muss sich nur gut auskennen, gut zu Fuss sein und man muss dabei leider auch auf Führungen, wie auch auf Museumsbesuche, verzichten. So kann man an diesem Wandertag z.B. auch nicht die Vatikanischen Museen besuchen, die sicherlich zu den größten Attraktionen Roms gehören.
Die Altstadt Roms, das "Centro Storico" ist nicht sehr weitläufig und fährt man einige Wege mit den leider sehr schlechten öffentlichen Verkehrsmitteln, dann sind die Distanzen gut zu schaffen. Man braucht ein Tages Ticket (BIG, Biglietto Intergrato Giornale für 4 Euro) um beliebig mit Metro und Bussen herumzufahren.
Das Ticket kann man im Voraus kaufen, weil es erst durch die erste Fahrt entwertet wird. Man kauft es also am besten gleich am Bahnhof bei der Ankunft. Es gilt dann immer jeweils bis Mitternacht.
Für unterwegs braucht man eine Wasserflasche, die man aber an den lokalen Wasserleitungen auffüllen kann, das römische Trinkwasser ist sehr gut. Nützlich sind auch ein Thermo-Sitzkissen (das ich auf jede Reise mitnehme) zum Verweilen und Schauen, ein Rucksack oder eine Tasche, um lange Kleidung ausziehen zu können (die man aber wieder braucht, um in die Kirchen eingelassen zu werden).
Als Stadtplan für unterwegs genügt der, den man gratis im Hotel bekommt.
Nach dem für italienische Verhältnisse sehr guten Frühstück haben wir das erste Abenteuer gewagt und sind mit dem Bus 64 zum Petersdom gefahren. Wenn man an Termini, der Anfangsstation, einsteigt, bekommt man auch noch einen akzeptablen Platz, ansonsten ist der 64er berühmt berüchtigt für sein Gedränge.
Unterwegs gibt es schon viel zu sehen (Piazza della Repubblica, Via Nazionale, Piazza Venezia, Corso und Ponte Vittorio Emanuelle II, Engelsburg, Piazza della Rovere). Hat man sich vor der Fahrt die Route am Stadtplan eingeprägt, wird man doppelt soviel erkennen können.
Gleich nach dem langen Tunnel steigt man in "Cavalleregi" im Vatikan zum Petersplatz aus. Es zeigt viel vom Verhältnis der Stadt Rom zum Vatikan, dass es weder im Bus noch an den Haltestellen Hinweise gibt, dass die meisten Touristen hier am Ziel ihrer Reise sind.
Nach wenigen Schritten ist man am Petersplatz. Auch wenn die Schlange lang ist, um für den Besuch des Petersdoms durch die Sicherheitskontrollen zu kommen, sollte man sich davon nicht abhalten lassen.
Erstens geht es schneller vorwärts als erwartet und zweitens wird das Warten durch nette Unterhaltung und einem fantastischen Blick belohnt. Der Eintritt zum Petersdom selbst ist frei, nur die Auffahrt zum Dach und zur Kuppel kosten etwas, aber das haben wird diesmal ausgelassen (siehe Seite Rom-Petersdom).
Nach dem Sicherheitscheck wird man die Größe und Kühle des Petersdoms als sehr angenehm empfinden. Es lohnt sich vor dem Eintreten auch einen Blick über den Petersplatz zu werfen. Wir haben uns in der Basilika aber nicht lange aufgehalten, sondern uns heute nur die zentralen Höhepunkte angeschaut.
Diesmal aber habe ich den kleinen Umweg zum Deutschen Friedhof im Vatikan auch mit der Kamera dokumentiert. Man muss nur (auf deutsch) die Schweizergarde um Erlaubnis zum Zutritt zum "Campo Santo Teutonico" fragen und wird dann auch problemlos eingelassen. Der Friedhof ist wirklich eine Idylle und man sollte sich ein kurzes Verweilen dort auf jeden Fall gönnen.
Nach den Besichtigungen sollte man unbedingt auch in den Souvenir-Shop des Vatikans schauen. Es gibt sehr schöne Dinge hier zu kaufen, viele davon exklusiv nur hier. Man belohnt damit auch die Verwaltung des Kirchenstaats, die mit riesigem Aufwand Massen von Besuchern betreut, ohne dafür Gebühren zu verlangen.
Die Engelsburg haben wir bei unserem Rundgang nur von außen gesehen. Die Lage am Tiber und der Markt auf der Brücke davor machen sie zu einem einzigartigen Fotomotiv.
Der Weg vom Petersdom zur Engelsburg über die Via della Conciliazione führt über die m.M. prächtigste Straße Roms.
Von der Engelsburg ist es nicht weit zur Piazza Navona, dem Künstler - Treffpunkt der Stadt. Über schmale Gassen mit vielen Fotomotiven führen durch die Fussgängerzone überall Schilder dahin.
Und ebenfalls nur einige Schritte weiter kommt man zur Piazza della Rotunda, mit der Kirche, die wir bei uns nur als Pantheon kennen. Die Bedeutung dieses Bauwerks kann man nur schätzen, wenn man sich vorher darüber informiert hat.
Wir haben uns viel Zeit genommen, darin zu sitzen und uns Details anzuschauen.
Die Fussgängerzone führt uns weiter bis zur Via del Corso, allgemein nur Corso genannt, eine der Haupteinkaufsstraßen Roms.
Gleich dahinter ist der riesige Trevi-Brunnen, wo wir nicht nur dem Wasserspiel zuschauen, sondern auch den unzähligen Touristen, die sich dort zu jeder Tageszeit versammeln.
Bevor wir uns auf dem Weiterweg zur Spanischen Treppe machen, wird beim Burger King eine Mittagspause eingelegt.
Zum Verdauen setzen wir uns auf die Spanische Treppe, allerdings nicht zu lange, es wird tagsüber auch im April dort schon unangenehm warm. Zum Verweilen sind hier sicherlich die Abende besser geeignet. Aber der Blick auf die vielen Menschen ist für mich immer außerordentlich entspannend.
Wir gehen weiter nach Norden, zur Piazza del Popolo. Fit wie wir sind, steigen wir auch zum Pinzio hinauf, um den schönen Rundblick zu genießen.
Nun aber geht es einige Stationen mit der Metro in den Süden bis zum Kolosseum. Da heute der Eintritt frei ist, sind wir mit unzähligen anderen - vor allem jungen - Besuchern aus aller Welt in dem nach dem Petersdom imposantesten Gebäude der Stadt.
Wir durchqueren das Forum Romanum zweimal, sowohl am Hinweg, wie auch am Rückweg vom Palatino. Zuerst mit unzähligen Besuchern, dann gegen Abend schon etwas leerer. Auch hier hat man nur wirklich etwas vom Gebotenen, wenn man sich vorher informiert hat oder an einer Führung teilnimmt. An diesem Tag aber war es für uns besser, sich alleine durchzukämpfen!
Der Palatin war für uns die perfekte Erholung im Grünen. Nach den vielen Endrücken von Stadt und Menschen sind sie eine Oase zwischen Forum Romanum und Circus Maximus.
Zurück ging es dann an einem der unübersehbaren Wahrzeichen Roms vorbei, dem Altare della Patria, zur Piazza Venezia, von der wir dann den Bus 64 wieder zurück genommen haben. Seit Juni 2007 kann man übrigens mit rundumverglasten Aufzügen bis zu den beiden bronzenen Viergespannen dort hochfahren.
Auf diesem Altare della Patria (respektlos auch die Schreibmaschine oder das Gebiss von Rom genannt) ist alles verboten, was sonst Rom so liebenswert macht: Sitzen, essen, trinken, schauen. Die bedauernswerte Aufsichtsperson, die wild gestikulierend und ständig schrill pfeifend herum läuft, stört allerdings die heilige Ruhe dort mehr, als alle sich nicht vorschriftsmäßig benehmenden Touristen. Es gibt eben auch Dummheit in Rom!
Und weil der Tag so schön war, haben wir nach dem Abendessen nochmals den Petersplatz besucht. Dunkel und fast ganz ohne Menschen hat er einen ganz besonderen Reiz. Wer mehr Bilder von Rom bei Nacht sucht, es gibt viele weitere auf dieser Rom Präsenz. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir nach diesem ereignisreichen Tag gut geschlafen haben!
Wir hatten am nächsten Tag noch etwas Zeit, haben die Chance genutzt und die nahe Basilika Santa Maria Maggiore besucht, im "tezenis" (Via Nazionale) todschicke italienische Unterwäsche (intimo) gekauft, in einem der schönsten McDonalds Roms an der Piazza della Repubblica einen Lunch zu uns genommen und sind dann am Abend wieder wohlbehalten im saukalten Stuttgart angekommen. Immer wenn ich von so einer Reise zurück komme, denke ich übrigens ans Auswandern, aber das legt sich dann nach einigen Tagen Tübingen wieder!