Städtereisen erfreuen sich steigender Beliebtheit, sie liegen im Trend, wie es so schön heißt. Wenn man sich meine Euxus-Seiten anschaut, dann merkt man, dass sie bei mir schon lange eine wichtige Reiseform sind.
Ich kam dazu, weil ich Kultur mag, lange Zeit meines Lebens ohne Kinder war und weil ich ungern Auto fahre. So bin ich in den Augen vieler Leser zu einem Experten für Städte- Reisen geworden und es ist mir eine Freude, meine Ansichten dazu zu veröffentlichen.
Städtereisen sind weniger Erholungsreisen, als Entdeckungsreisen. Sie können auch anstrengend sein, gelegentlich auch gefährlich. Ihre Hauptvorteile sind das Gewinnen neuer Erkenntnisse, die zu persönlichem Wachstum beitragen, aber auch der Genuss, z.B. von Meisterwerken der Kultur jeder Form, auch der Kochkultur.
Städtereisen schaffen aber auch Abstand zu den Problemen Zuhause. Da sie aktives Handeln erfordern, lenken sie gut ab. Ein kurzer Flug, am besten mit einem preiswerten Flieger und schon ist man in einer anderen Welt. Städtereisen bieten Abwechslung, vor allem für Menschen, die vielleicht sonst keinen Kontakt zum Stadtleben haben.
Städtereisen sind Bildungsreisen. Wer offene Augen und Ohren hat, kann dabei mehr lernen als in Seminaren oder Vorlesungen. Sie erfordern allerdings gründliche Vorbereitung, denn nur das, was man schon weiß, das sieht man auch.
Städtereisen sind für ungebundene Menschen in der Jugend und im Alter besonders attraktiv. Für Kinder sind sie zu anstrengend und man tut vor allem kleinen Kindern keinen Gefallen, wenn man sie auf Städtereisen mitnimmt.
Städtereisen sind relativ teuer. Akzeptable Hotels sind meist nicht billig, auch die Kosten für die Ernährung ist in den Städten höher als außerhalb, dazu kommen noch teure Eintritte, Führungen und Verkehrsmittel.
Quelle: ARD, Die schönsten Städte Deutschlands Teil 1 und 2, 2012
Städtereisen sind also eine sehr anregende Reiseform für intelligente und fitte Menschen, die Zeit und Geld haben und sich weiterbilden wollen.
Die ideale Anreise für Städtereisen ist mit dem Flugzeug. Attraktive Städte werden meist von sogenannten Billigfliegern bedient. Wählt man die richtige Fluglinie, dann kommt man auch an den Hauptflughäfen an, die eine gute Anbindung an die Stadt haben. Das eigene Auto läßt man besser stehen, Stadtverkehr ist zu anstrengend für den Urlaub.
Große Städte haben meist eine große Auswahl an Hotels, oft auch außerhalb der Zentren und dann viel preiswerter. Ich habe gelernt, dass man sich damit zu viele Nachteile einhandelt und nehme nur noch zentrale Hotels. Man muss aus dem Hotel gehen können und schon nach wenigen Schritte das Stadtleben spüren. Kann man dies nicht, dann wird man sehr viel Zeit mit dem Pendeln verbringen und nicht wirklich die Stadt erleben können. Lieber spare ich am Hotelkomfort, als an der Lage zum Zentrum.
Die Hotelsuche verläuft bei mir fast ausschließlich übers Internet und durch persönliche Empfehlungen. Ich informiere mich bei Michelin und buche dann meist über www.booking.com. Allgemeine Hinweise zu den Städten bekomme ich über Wikipedia und gute Eindrücke vermittelt auch YouTube.
Es lohnt sich meist nicht, Städtereisen miteinander zu kombinieren. 10 Städte in 10 Tagen, das ist nur was für jene Amerikaner oder Japaner, die insgesamt nur 14 Tage Jahresurlaub haben. Ich nehme mir pro Reise immer nur eine Stadt vor. Nur so kann ich mich konzentrieren, gezielt vorbereiten und so wird jede Reise zu einem einzigartigen Erlebnis.
Nur kleinste Städte wird man in einem Tag erkundigen können, für jede vernünftig große Stadt wird man mindestens drei Tage brauchen. Da ich gerne Städte mit Fotos dokumentiere, nehme ich mir meist eine Woche Zeit, um eine Stadt zu erleben. Um sie wirklich kennen zu lernen wird man ohnehin sehr lange Zeit brauchen, z.B. mindestens ein Jahr für eine Großstadt. Und danach wird man erst auch nur einen Überblick haben.
Ich nenne immer drei Phasen, um eine Stadt zu erforschen: Erstens man kennt die wichtigsten Straßen, Plätze, Gebäude und Verkehrsmittel. Zweitens man kennt die Läden, die kulturellen Angebote, wie Museen, anders ausgedrückt, man war auch schon überall mal drinnen. Drittens, man kennt viele Menschen, weiß, wer wichtig ist und kennt auch die Querverbindungen zwischen ihnen.
Als Stadttourist wird man über Phase 1 kaum hinauskommen, außer man besucht immer wieder die gleichen Städte. Das ist übrigens mein Ansatz: ich habe mich auf einige interessante Städte festgelegt, die ich immer wieder besuche und über die dann auch mit einiger Kompetenz berichten kann.
Viel Aufmerksamkeit sollte man dem Reisezeitraum widmen. Neben angenehmen Klima (trocken, nicht zu heiß, nicht zu kalt) sollte man vor allem auf Normalität achten, also keine besonderen Tage, wie große Messen, sportliche Großereignisse, Nationalfeiertage, 1.Mai (inklusive 30.April), Silvester, etc. auswählen. An diesen Tagen ist es teurer als sonst, viele Einrichtungen haben nicht geöffnet oder es ist gefährlicher.
Je normaler die Reisezeit, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass man keine Streiks erleben muss oder in gefährliche Situationen, die man als Tourist nur schlecht einschätzen kann, kommt.
Es hat einige Vorteile, wenn man Städtereisen als Gruppenreisen unternimmt. Die Kosten werden niedriger, man reist sicherer, man hat mehr Unterhaltung, man kann nach der Reise gemeinsam von den Erlebnissen zehren, die Vorbereitung wird einfacher und man kann auf diesen Reisen seine Mitreisenden gut kennen lernen.
Man gibt allerdings auch einiges dafür auf. Man nimmt seine Heimat mit, erlebt also weniger Kontrast, man wird weniger sehen, weil man nicht so aufmerksam ist, man ist auffälliger. Ich reise deshalb auch ganz gerne alleine und wenn ich in der Gruppe reise, achte ich darauf, einiges auch selbst und unabhängig erleben zu können.
Sehr große Gruppen halte ich für problematisch. Die optimale Gruppengröße ist 6 Personen. Dann klappt es auch noch mit einem gemeinsamen Tisch beim Essen und man kann auch noch in einem kleinen Hotel gemeinsam unterkommen. Versteht man sich gut, dann reist man aber am besten zu zweit. Es müssen gar nicht immer Ehepaare miteinander verreisen. So habe ich viele Reisen mit meinem Sohn unternommen und wir haben uns bestens ergänzt.
Auf jeden Fall sollte die Reisebegleitung unterhaltsam sein. Ganz schlimm sind "politisch korrekte" Menschen. Sie meidet man besser, denn vor lauter Ideologie sehen sie nichts mehr und vermiesen jede Stimmung. Ebenso problematisch sind Hypochonder, die beim Anblick von Kranken gleich selbst krank werden. Auch unzuverlässige Menschen werden zum Problem, sie stören jeden Ablauf und reisen besser alleine.
Die angenehmste Reisebegleitung ist also gesund und fit, gebildet, unauffällig, zuverlässig, isst alles, wird nicht leicht krank, schläft tief (aber schnarcht nicht), kann die Landesprache und ist dabei sympathisch und unterhaltsam.
Dafür Empfehlungen auszusprechen ist vielleicht gewagt. Denn die Menschen sind verschieden und so müssen es auch die Ziele sein. So kann ich hier nur meine persönlichen Auswahlkriterien angeben und hoffen, dass auch andere Menschen damit glücklich werden. Ich zeige hier eine Positiv- aber auch eine Negativliste, das heißt, welche Ziele ich heute meide, obwohl ich sie, oder gerade weil sie z.T. auch oft besucht habe.
Schönstes Ziel in Europa ist immer noch Paris. Erstens ist sie eine der 4 europäischen Weltstädte (London, Paris, Rom und Moskau), dann ist Paris zu jeder Jahreszeit und Tageszeit sehenswert. Paris hat ein ausgezeichnetes Verkehrssystem und das kulturelle Angebot ist schlicht überwältigend.
Vergleichbar in vieler Hinsicht zu Paris ist auch Wien, wenn auch viel kleiner. Ich muss allerdings sagen, dass ich eher wegen der familiären Kontakte dorthin fahre und weniger als Tourist. Trotzdem bin ich immer wieder begeistert von Wien.
Schön sind für mich auch Reisen nach Rom. Allerdings trübt eine schlechte Verkehrsinfrastruktur das Vergnügen und es gibt Tage (immer wenn die "Welt nach Rom blickt"), an denen man Rom besser meidet. Nicht zu empfehlen ist für mich alles, was südlicher als Rom ist, z.B. Neapel. Dann lieber gleich ganz weiter in den Süden nach Malta!
Sehr schön sind in Europa auch noch Budapest und Krakau. London würde ich heute nicht mehr besuchen. Die Stadt ist zu groß, die Anreise kompliziert, die Kriminalität zu hoch. Das Gleiche gilt für Moskau und auch in Barcelona ist die Kriminalität zu hoch. In Lissabon und in Istanbul fürchte ich mich vor den Erdbeben. In Prag stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr.
Schöne Städte im Norden Europas sind St. Petersburg, Kopenhagen, Stockholm und Bergen. Auch Amsterdam, Brüssel und Brügge haben mich begeistert.
Berlin meide ich, in unzähligen Reisen habe ich gelernt, dass ich besser nicht mehr hin fahre. Aber es gibt viele deutsche Städte, die gute Reiseziele abgeben. Allen voran nenne ich München, Hamburg, Dresden und Köln, aber auch kleinere Orte, wie Bamberg, Ulm, Konstanz sind lohnende Ziele. Deutschland ist als Reiseland im eigenen Land zu Unrecht nicht so beliebt, erst wenn man die Begeisterung der Ausländer mitbekommt, lernt man es besser schätzen.
Das Nonplusultra aller Städte aber ist New York City. Eine Reise dorthin, mit guter Reiseleitung, die einen unvoreingenommen Einblick in die USA gewähren lässt, ist für mich immer noch erste Wahl.
Auf der Liste der Städte, die ich noch besuchen will, stehen Kapstadt (ich habe in 4 Wochen fast alles in Südafrika besucht, aber Cape Town musste ich auslassen), Kairo (da warte ich auf eine politisch stabile Zeit) und Riga oder Tallinn (um einen Einblick in die baltischen Staaten zu bekommen). Sie kommen in die engere Wahl, wenn die Reisekosten für mich erschwinglich werden.
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