Das Essl Museum mit der Kunst der Gegenwart in Klosterneuburg ist mir vor allem durch seine exzellenten Internetaktivitäten aufgefallen. Sowohl die Homepage, wie auch der facebook Auftritt, haben mir so gut gefallen, dass ich sie für vergleichbare Institutionen als Vorbild empfohlen habe, ohne noch das Museum selbst zu kennen.
Es war also nur eine Frage der Zeit, das Versäumte nachzuholen und am 13.Juni 2012 habe ich es dann - mit Hilfe einer bewährten Wien und Kunst Expertin als Reiseführerin - auch geschafft.
Das Gebäude könnte - von außen betrachtet - auch eine moderne Fabrik sein. Es ist groß, hat wenige Fenster nach außen und liegt extrem verkehrsgünstig. Nur die Rampen für die LKWs fehlen, dafür aber ist ein großer Parkplatz vorhanden. Vor allem der für die Größe des Gebäudes klein wirkende Eingangsbereich verstärkt diesen Eindruck.
Aber im Inneren denkt man dann nur noch an die vielen Möglichkeiten, die die großen Ausstellungs- und Veranstaltungsräume bieten und die durchaus mit anderen großen Museen für die Kunst der Gegenwart, ich denke z.B. ans Centre Pompidou in Paris, mithalten können.
Die Aufteilung von großen Innenräumen mit einigen kleineren Außenflächen ist gut gelungen. Man fühlt sich gleich wohl.
Von der Terrasse hat man auch einen schönen Blick auf das Stift Klosterneuburg, das in unmittelbarer Nähe ist und das Besucher von außerhalb Wiens auch wahrscheinlich besuchen werden.
Die Sammlung ist auf Österreichische Kunst nach 1945 spezialisiert. Sie fördert auch Kunst in den Ländern, wo die Firma des Gründers, BAUMAX, vertreten ist, die Kunst Ausbildung und Neue Musik.
Obwohl außerhalb von Wien (Klosterneuburg grenzt unmittelbar im Norden an Wien) gelegen, ist das Essl Museum sehr gut erreichbar. Zusätzlich zum guten Angebot öffentlicher Verkehrsmittel fährt auch ein Shuttle (Essl Bus) von der Albertina im 1. Wiener Bezirk 4 mal täglich dorthin und zurück.
Neben den Ausstellungen werden auch Events organisiert, die auf große Resonanz stoßen.
An unserem Besuchstag wurde gerade umgebaut und große Teile des Gebäudes waren gesperrt, so dass ich dazu nur Außenansichten zeigen kann.
Es waren sicherlich aus diesem Grund auch nur wenige Besucher zu sehen, zwei Schulklassen und einige wenige Erwachsene, wahrscheinlich nicht typisch für die anderen Tage, wo ein volles Programm geboten wird.
Wer sich entspannen will, findet dazu ein Cafe mit einer Terrasse und einem Museumsshop, die gerade in Österreich sehr beliebt sind, weil es dort immer originelle Geschenke zu kaufen gibt.
Franz Zadrazils Idee Fotos abzumalen, war seinerzeit sicherlich revolutionär. Heute hat sie durch die HDR Technik Konkurrenz bekommen und mit entsprechender Software kann man leicht ähnliche Effekte erzielen.
Trotzdem sind die großformatigen Bilder mit starken Kontrasten sehr sehenswert. Sie sind so gut gemacht, dass man versucht ist, sie zu berühren, um zu sehen, ob es tatsächlich keine Fotos sind.
Für mich, der ich wie Franz Zadrazil zur gleichen Zeit auch an den gleichen Orten (Wien und New York) war, sind seine Werke wunderbare Zeitzeugnisse.
Zum Beispiel das Schäffer Kino in der Mariahilferstraße: Ein Porno- und Raucherkino, einzigartig in Wien und jeder Student musste da mal rein. Sehe ich das Bild, rieche ich gleich den unbeschreiblichen Gestank im Innern des Kinos.
Auch seine vielen Motive aus New York rufen viele Erinnerungen hoch.
In der Rotunde sind die Fotografien zu sehen, die als Vorlage dienten.
Insgesamt eine sehenswerte Ausstellung, gerade für etwas ältere Semester. Das Gebäude ist selbstverständlich barierrefrei, da gibt es keine Probleme für Seniorinnen und Senioren.
Auch das Essl Museum ist ein gutes Beispiel, dass Kunst und Kommerz gut zueinander passen können. Ich finde es wunderbar, dass Menschen, die durch ihr Unternehmen viel Geld verdient haben, dieses in Form von Museen und ähnlichen Einrichtungen wieder der Gesellschaft zurück geben.
In diesem Zusammenhang fällt mir sofort das Museum Ritter in Waldenbuch (zwischen Stuttgart und Tübingen) ein. Obwohl es von den Dimensionen her nicht mit dem Essl Museum mithalten kann, so hat es doch zwei Vorteile, die mir wichtig erscheinen:
Beide Museen liegen nur am Rand großer Ballungsgebiete und es ist sicherlich eine große Herausforderung, sie so bekannt zu machen, dass sie auch dauerhaft angenommen werden.
Essl Museum und Stift Klosterneuburg sind einander so nahe, dass Busreisende oder wer zum ersten Mal eine dieser beiden Attraktionen besucht, auch die andere sehen wollen.
Klosterneuburg selbst ist ja nur ein kleiner Ort, aber das Stift hat ihm große Bedeutung verschafft.
An unserem Besuchstag war noch viel eingerüstet, das verspricht, dass es in Zukunft noch prachtvoller als bisher schon aussehen wird.
Für mich war dieser kurze Abstecher eine Reise in die Vergangenheit. Vor 46 Jahren habe ich vor dem Verduner Altar im Stift Klosterneuburg geheiratet und bis zu meiner Auswanderung 1973 nach Deutschland habe ich den wunderbaren St. Laurent Wein aus Klosterneuburg häufig genossen.
Mit Freude habe ich gesehen, dass es ihn noch immer gibt, nur die Flaschenform hat sich geändert und er hat weitere Weinsorten dazu bekommen, die es seinerzeit noch nicht gab. Von den guten Weinen Österreichs gehörten sie seinerzeit zu den besten, ich hoffe, das ist immer noch so.
Am Rückweg nach Wien haben meine Reiseführerin und ich noch gut im Schimankos' Winzerhaus im Kahlenbergerdorf gegessen. Diesen Insider Tipp gebe ich hiermit gerne weiter.
www.euxus.de/essl-museum-klosterneuburg.html